Was passiert, wenn alles anders wird?
Manchmal verschieben sich Dinge, die Welt verändert sich. Und wir? Wir sind erstmal überfordert. Das ist nachvollziehbar, bereits in anderen Epochen war es so. Am besten besinnen wir uns auf das Wissen unserer Vorfahren und richten unseren Blick nach vorne.
Die menschliche Gesellschaft entwickelt sich stetig weiter, in ihrer Evolution lassen sich vier Epochen unterschieden: Sprache, Schrift, Buchdruck und Computer. Grosse Veränderungen, die die Gesellschaft umkrempeln, die Art zu denken und somit auch den Blick auf die Welt. Aber der Prozess ist kein reibungsloser. Ganz im Gegenteil: Solche Veränderungen produzieren immer einen Überschuss an Sinn, der die Gesellschaft und damit ihre Strukturen und ihre Kultur zunächst mal überfordert. Danach muss die Gesellschaft nach Mitteln und Wegen suchen, mit dieser Situation umzugehen, die Komplexität zu reduzieren, damit sie mit der Veränderung umgehen kann. Das war bei allen drei Veränderungen zuvor der Fall und betrifft nun auch den Computer, also die Digitalisierung.
Der tiefe Schmerz der Veränderung
Tiefgreifende Veränderungen sind nicht einfach, sie tun weh, sie können uns in handfeste Krisen stürzen. Und das ist gut so. Denn in einer Krise müssen neue Wege und Mittel gefunden werden, sich zu organisieren und zurechtzufinden. Das kann auf verschiedenen Ebenen geschehen: persönlich, professionell oder politisch — eine Trennung, eine Kündigung oder die Wahl eines unliebsamen Präsidenten. Unser bis anhin stabil und sicher geglaubtes Weltbild gerät ins Wanken, wir verlieren den Halt, geraten ins Trudeln, hinterfragen unsere Werte und Ideale. Wir gehen in die Defensive und lehnen die Veränderungen zuerst mal ab.
Ablehnen, um zu akzeptieren
Gemäss Niklas Luhmann, Soziologe und Gesellschaftstheoretiker, ist das Negieren eine Voraussetzung von und für Kommunikation, die Widerstände gegen die Digitalisierung sind daher eine Voraussetzung ihrer Durchsetzung. Dies, weil jede Kommunikation einen «Verweisungsüberschuss von Sinn» enthalte; sie verweist auf ihren jeweiligen Sinn im Kontext eines auch anders möglichen Sinnes und dieser Überschusssinn mache sie überhaupt erst erlebbar. Die Digitalisierung lässt sich demzufolge als neue Medienepoche verstehen, die sich ihrerseits mit vorherigen Epochen vergleichen lässt. Und es stellt sich dabei die Frage, wie es der Gesellschaft gelungen ist, diese Überschüsse zu strukturieren und einzuordnen.
Die Suche nach neuen Strukturen und Sinnhaftigkeit erzeugt zuerst einmal Verwirrung. Um die neue Welt zu verstehen, müssen neue Denkmuster angelegt werden. Das braucht Zeit und Energie. Und Mut, den Schritt nach vorne zu wagen.
Der Dialog der Zukunft
Was bedeutet das für uns, für die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen? Wie funktionieren Dialoge in der Zukunft? Die Vermittlung von Information wird nicht mehr linear verlaufen, sondern eher in Form einer Matrix. Dazu kommt die schiere Menge an Informationen und die Beschleunigung von Komplexität, da nun immer mehr Maschinen an der Kommunikation beteiligt sind, alles ist plötzlich verknüpf- und wandelbar. Zu jeder Zeit und ohne spezifische Grenzen. Überschaubare Gefässe wie z. B. Konferenzen oder ähnliche Anlässe können plötzlich ganz anders aussehen und verlaufen, weil sie mehr Interaktion erfordern oder neue Elemente integrieren, die bis anhin nicht in den Kontext zu passen schienen. Und ja, es wird uns zuerst überfordern, wir werden es zuerst ablehnen, weil wir es nicht verstehen. Und das ist gut so, das gehört zum Prozess. Erst danach können wir es annehmen und nach vorne schreiten. Kommen Sie mit?
Bild: © Maxim Tikhansky CC BY
Published 30.05.2017 © Brandsoul AG
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